Die Wunder von Lourdes

Die ersten Wunder in Lourdes ereigneten sich bereits während der Erscheinungen der Jungfrau Maria vor Bernadette im Jahr 1858. 
Seitdem wurden Tausende von Heilungsberichten in einer weltweit einzigartigen Organisation gesammelt: dem Bureau des constations médicales. (Büro für medizinische Befunde)

Ein weltweit einzigartiges Büro zu medizinischen Befunden

Das 1883 gegründete „Bureau des constations médicales“ in Lourdes“ gehört wie die Bäder zum historischen Erbe des Heiligtums von Lourdes.1 Es ist einzigartig auf der Welt, denn kein anderes Heiligtum aus dem Bereich aller Religionen hat die ständige Präsenz eines Arztes, der für die Beobachtung, Überprüfung und Untersuchung von Fällen vermuteter Heilungen verantwortlich ist. Von mehr als 7.000 Heilungs-Akten, die seit den Erscheinungen in Lourdes eingereicht wurden, wurden bisher 70 Fälle von der Kirche als wundersam anerkannt2. Mehr als 80% der Heilungen, die als wundersam anerkannt werden, betreffen Frauen. Die jüngste Person, deren Heilung als wundersam erkannt wurde, war 2 Jahre alt. Die Herkunftsländer von Menschen, deren Genesung als Wunder anerkannt wurde, sind Frankreich (56), Italien (8), Belgien (3), Deutschland (1), Österreich (1) und die Schweiz (1). Sechs Menschen versichern, durch die Fürsprache Unserer Lieben Frau von Lourdes geheilt worden zu sein, noch bevor sie nach Lourdes kamen. Die meisten Menschen wurden in Kontakt mit dem Wasser von Lourdes (50) geheilt, die meisten von ihnen in den Becken des Heiligtums.

Geschichte

Auf Wunsch von Pater Rémi Sempé, Pater von Garaison und dem erster Rektor des Heiligtums, gründete Dr. Georges-Fernand Dunot de Saint-Maclou das Bureau des Constatations médicales, damit niemand Lourdes verlässt und behauptet, „geheilt“ zu sein, ohne seine Heilungsgeschichte einer strengen und kollegialen medizinischen Untersuchung unterzogen zu haben. 1886 stimmte Papst Leo XIII. durch den Erzbischof von Cagliari, Vincenzo Gregorio Berchialla, den strengen Verfahren der Medizinischen Büros von Lourdes zu. Und 1905 wurde dem Bischof von Tarbes vom Heiligen Stuhl das Recht bestätigt, die Verfahren des Büros für medizinische Befunde zu nutzen, um gemeldete Heilungen zu untersuchen. Dieses Recht gilt noch heute.

Erklärung eines Wunders: 4 entscheidende Schritte

Der ständige Arzt des Büros für medizinische Befunde, eine Aufgabe, mit der seit 2009 Dr. Alessandro de Franciscis betraut ist, empfängt Menschen, die eine Heilung erklären möchten. Wenn er den Fall für ernst und einer weiteren Untersuchung würdig hält, erkundigt er sich bei seinen Kollegen und den Pflegekräfte, die an diesem Tag in Lourdes anwesend waren und ihre Anwesenheit im Register des Büros für medizinische Befunde von Lourdes gemeldet haben. Wenn die Ärzte kollegial beschließen, die Untersuchung fortzusetzen, wird die Heilung einem langen Untersuchungsprozess unterzogen, der mehrere Jahre dauern kann und an dessen Ende die Mitglieder des Internationalen Medizinischen Komitees von Lourdes (CMIL) darüber abstimmen, dass die Heilung „nach derzeitigem Stand unseres Wissens unerklärlich ist“. Der Ortsbischof der geheilten Person wird dann über das Votum des CMIL informiert. Es obliegt dann an ihm als Vertreter der Hierarchie der Kirche, ein Wunder zu verkünden 3.

Die Arbeit und das Votum der Ärzte müssen zwingend sieben Kriterien4 respektieren:

  1. Das 1. Kriterium ist, dass die Krankheit schwerwiegend ist, mit einer ungünstigen Prognose.
  2. Zweitens muss die Krankheit bekannt und von der Medizin aufgelistet sein.
  3. Drittens muss diese Krankheit organisch, läsional, sein das heißt, es muss objektive, biologische, radiologische Kriterien geben, alles, was derzeit in der Medizin existieren; das bedeutet, dass auch heute keine Heilungen von Krankheiten ohne genaue objektive Kriterien wie psychische, psychiatrische, funktionelle, nervöse Krankheiten usw. anerkennt werden (das bedeutet nicht, dass diese Krankheiten nicht heilbar sind, aber in den Kriterien der Kirche wird die Heilung zum gegenwärtigen Stand der Dinge nicht als Wunder anerkannt werden).
  4. Viertens darf es keine Behandlung geben, der die Heilung zugerechnet werden könnte.
  5. Das fünfte Kriterium betrifft den Moment der Heilung selbst: die Heilung muss plötzlich, unerwartet, augenblicklich, sofort und ohne Rekonvaleszenz erfolgen.
  6. Schließlich gibt es nach der Heilung noch zwei Kriterien: Es darf nicht einfach eine Rückbildung der Symptome sein, sondern eine Rückkehr aller lebenswichtigen Funktionen, und schließlich darf es nicht nur eine Rückbildung sein, sondern eine Heilung, das heißt dauerhaft und endgültig.
 

1 – Das Ritual des Badens in Bädern von Lourdes ist in das immaterielle Kulturerbe eingeschrieben.
2 – Galerie der Porträts der 70 Wunder von Lourdes im 1. Stock des Accueil Johannes Paul II..
3 – Wunder: „Eine außergewöhnliche Tatsache und erregende Bewunderung außerhalb des üblichen Verlaufs der Dinge. Eine Manifestation der Macht und des Eingreifens Gottes, die eine Offenbarung seiner Gegenwart und der Freiheit zum Ausdruck bringt und die er anwendet, um seine Ziele zu erreichen. Das Wunder hat keinen Zweck an sich, es eitet unseren Blick, indem es die unmittelbare Gegenwart Gottes offenbart.“ (Quelle: Französische Bischofskonferenz
4 – Diese Kriterien sind dieselben, die von der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Vatikan verwendet werden, die sie im Zuge der Anerkennung von Wundern im Zusammenhang mit Seligsprechungen und Heiligsprechungen verwendet. Sie wurden von Kardinal Lambertini (späteren Papst Benedikt XIV.) definiert.